"16 Tage gegen Gewalt gegen Frauen": 5. Dezember 2025 - Die verdrehte Maske

By Gudrun
Die verdrehte Maske - Gudrun Wippel, Pappmaché und Gouache, Schwamm
Die verdrehte Maske - Gudrun Wippel, Pappmaché und Gouache, Schwamm

Die verdrehte Maske
Wenn Gewalt uns formt

Die verdrehte Maske zeigt, was viele Betroffene psychischer und emotionaler Gewalt erleben:
ein Leben, in dem man sich verbiegen muss, um zu überleben.

Kinder, die in kontrollierenden, abwertenden oder emotional überfordernden Familien aufwachsen, lernen oft sehr früh:

„Ich darf nicht ich selbst sein.“

„Ich muss mich anpassen.“

„Ich bin verantwortlich für die Gefühle der Erwachsenen.“

Diese innere Verdrehung kann sich auch im Körper ausdrücken: in Anspannung, Verkrümmungen, einem gebückten Gang, einer Haltung, die Schutz sucht.

Die verdrehte Maske macht sichtbar:
Gewalt – besonders emotionale Gewalt – formt auch den Körper - manchmal sogar sichtbar, oft unsichtbar und vielleicht mit Schmerzen, formt die Identität, das ganze Sein.

Verdrehung als Überlebensstrategie

In narzisstischen oder missbräuchlichen Beziehungen wird „sich verbiegen“ oft zur einzigen Möglichkeit, Konflikte zu vermeiden, Sicherheit herzustellen oder Liebe zu erhoffen.

Man passt sich Stimmungen an.
Man trägt Erwartungen, Wut, Schweigen.
Man trägt die Last anderer Menschen.

Diese Verdrehung zeigt sich in einer Stimme, die vorsichtig wird – in einem Körper, der sich klein macht – in einem stockenden Atem...

Die verdrehte Maske zeigt, was im Inneren geschieht. Sie steht für Identitäten, die sich nie frei entwickeln konnten, für unter Druck stehende Selbstbilder, für Körper, die sich an Untragbares angepasst haben, und für Frauen, die gelernt haben, sich zu verrenken, damit ihr Umfeld nicht zerbricht. Emotionale Gewalt hinterlässt Spuren, die wie in den Körper eingeschrieben wirken.

Die 16 Tage gegen Gewalt an Frauen sind zugleich ein Raum für Neubeginn und Selbstermächtigung

Jede Verdrehung erzählt eine Wahrheit: „Ich habe mich angepasst, um zu überleben.“ Gleichzeitig öffnet sie die Tür zu einer neuen Botschaft: „Jetzt darf ich wieder ich selbst werden.“

Es geht darum, sich aufzurichten, die eigene Mitte und Balance wiederzufinden, Selbstwertgefühl zu entwickeln, Fremdbestimmung loszulassen und wieder ein selbstbestimmtes Leben zu führen – die eigene Größe zu sehen und anzunehmen.

Es ist ein Weg, sich selbst wiederzufinden, zu heilen, sich zu stärken und die eigene Kraft zu spüren – ein Weg zu Selbstwerdung, Empowerment und innerer Ganzheit.

Hinweis: Bei Bedarf finden Sie Hilfe unter Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen, Telefon 08000 116 016.